Absolventin der Wirtschaftsschule erreicht 1,0 - 116 Abschlussschüler erhalten Zeugnisse

Deggendorf. Mit einem Notendurchschnitt von 1,0 hat Constanze Lehner die mittlere Reife an der Staatlichen Wirtschaftsschule geschafft. Bei einer Feierstunde nahmen insgesamt 116 Absolventen ihre Zeugnisse aus den Händen ihrer Klassenleiter und Oberstudiendirektor Johann Riedl in Empfang.
Schulchor, Instrumentalisten und Lehrer gestalteten unter der Leitung von Musikpädagogin Bettina Scholz eine zweistündige Abschlussfeier in der Aula. Vorausgegangen war ein Gottesdienst in der Pfarrkirche „Sankt Martin". Stellvertretender Schulleiter Peter Werner begrüßte neben der evangelischen Pfarrerin Judith Böttcher und Stadtpfarrer Wolfgang Riedl auch OB Anna Eder, Landratsvize Josef Färber, MdB Barthl Kalb, MdL Bernd Sibler und Alt-OB Dieter Görlitz. Vom Robert-Koch-Gymnasium waren Oberstudiendirektor Heinz-Peter Meininger und von der Aloys-Fischer-Fach- und Berufsoberschule Oberstudiendirektorin Doris Luttner gekommen. Anhand brennender Kerzen zeigte stellvertretender Schulleiter Peter Werner den Weg der Schulabgänger auf, denen mit dem mittleren Schulabschluss ein Licht aufgegangen sei. Manche dieser Lichter leuchteten heller, bei anderen sei es eher schummrig, einige lieferten Erhellendes in der Abschlussprüfung, ein paar hätten sogar regelrechte Geistesblitze gehabt, wieder anderen dämmere es jetzt vielleicht, dass man durchaus mehr Energie für die Beleuchtung des „Hirnkastls" hätte aufwenden können. Und nur bei ganz wenigen sei es zappenduster geworden - die Lichter müssten im nächsten Jahr neu entzündet werden.
Das Reiben an der Zündholzschachtel, die Auseinandersetzung mit Älteren und Alten, sei ein wesentlicher Bestandteil der Erziehung. „Wir müssen einmal anspornen, einmal bremsen. Wir müssen Einhalt gebieten, gerade rücken, Richtungen weisen wie ein Leuchtfeuer, wenn die Jugendlichen nicht wissen, wo vorne und hinten ist, ob es links oder rechts geht, wenn sie über die Stränge schlagen", sagte Werner. Die Wirtschaftsschüler gehören nicht zu den 60000 ohne Schulabschluss. Werner verdeutlichte, dass sich der Großteil der Abschlussschüler angestrengt habe, um eine höherwertige Qualifikation zu erreichen. Sie hätten also genau das getan, was bildungspolitisch gewünscht und gesellschaftlich erforderlich ist. "Ihr braucht euer Licht nicht unter den sprichwörtlichen Scheffel zu stellen", so der Studiendirektor. Eine Schule dürfe und sollte geprägt sein von menschlicher Wärme. „Höflichkeit, also auch zu grüßen, die Tür aufzuhalten, sich zu bedanken, das ist angenehmerweise in den letzten Jahren häufiger bei unseren Schülerinnen und Schülern zu beobachten gewesen. Auch da bedarf es sicherlich keiner Nachhilfe in den Betrieben zu Beginn der Ausbildung", so Werner.
„Wenn ich in die Runde schaue, sehe ich ausschließlich glückliche Gesichter. Die Eltern sind glücklich, weil ihre Kinder einen wichtigen Lebensabschnitt erfolgreich zu Ende gebracht haben. Und auch die Lehrerschaft, weil es wieder gelungen ist, die anvertrauten Schüler zur mittleren Reife zu führen", sagte Oberstudiendirektor Johann Riedl. Die Glücklichsten aber sollten die 116 Absolventen sein, die ihre Abschlusszeugnisse bekommen, mit denen die Mittlere Reife attestiert wird. Hervorragende Ergebnisse seien zustande gekommen, und das nicht von ungefähr: „ Von nix kimmt ja nix, wie es in Bayern heißt."
Der Schulleiter zollte der fantastischen Leistung von Constanze Lehner, die einen Notendurchschnitt von 1,0 schaffte, höchsten Respekt. Die Schülerin aus der Klasse 11 B der zweistufigen Wirtschaftsschule hat in den zwei Jahren viermal eine Zwei geschrieben. Alle anderen Leistungsnachweise wurden mit einer Eins bewertet. Dafür bekam Constanze Lehner den Staatspreis der Regierung von Niederbayern. Für weitere gute Leistungen erhielten Verena Schlederer, Ramona Ramsauer, Petra Neumülller und Kerstin Lanzilao Bankenpreise.
Riedl verdeutlichte aber auch, dass es vielen Schülern oft schwer gefallen sei, sich auf die Schule einzulassen, die entsprechende Einstellung an den Tag zu legen, Energie für Hausaufgaben und für die Vorbereitung auf Prüfungen aufzubringen oder Durchhaltevermögen zu zeigen. Laut Riedl war die Zahl dieser Schüler bei der Absolvia relativ gering. Lediglich sieben von 116 haben das Ziel nicht erreicht, was einer Wiederholungsquote von sechs Prozent entspricht. Nun beginne aber die weitere Zukunft. Rund die Hälfte beginnen mit der Berufsausbildung, etwa 20 Prozent besuchen die Berufsfachschule und rund 30 Prozent wollen die schulische Ausbildung an der Fachoberschule fortsetzten. Egal welcher Anschluss gewählt werde, verlangt würden Leistungen, Zuverlässigkeit bis hin zur Höflichkeit. Dem Schulleiter war es ein Anliegen, sich bei allen zu bedanken, die zu einem erfolgreichen Schuljahr beigetragen haben. Zwei Punkte stellte Riedl besonders heraus: Unter Federführung von Studiendirektor Werner fand ein Berufsorientierungstag statt. Gegründet wurde auch ein Förderverein.
„Dass der Gesellschaft junge Leute nicht egal sind und wir ihren Lebensweg begleiten möchten", hob MdB Barthl Kalb heraus. Qualifizierten Mitarbeitern stünden alle Türen offen. „Schritt für Schritt geht es in eine gute Zukunft", sagte OB Anna Eder. Und mit Stolz könnten die Absolventen in den Spiegel sehen. Eltern und Lehrer hätten ihren Werdegang gelenkt. Im Namen des Schulträgers überbrachte Landratsvize Josef Färber Glückwünsche. Er bestätigte, dass jeder Euro in Bildung gut angelegt sei. Der Landkreis wolle rund vier Millionen Euro in die Sanierung des Schulzentrums stecken. Grußworte sprachen auch Armin Skotnitzki für den Elternbeirat und Schülersprecher Viktor Lebedinski.

aus: Deggendorfer Zeitung vom 26. Juli 2010