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Richtig essen - besser lernen

eingestellt am: 07.03.2008

"Fit und konzentriert im Unterricht" war das Thema des Elternabends, zu dem die Staatliche Wirtschaftsschule Deggendorf eingeladen hatte.

Frau Christa Katzdobler, Diplomökotrophologin, erklärte anschaulich, wie unsere heute so beliebte "Designerfood" die Lernleistung unserer Schüler mindert. Die veränderte Lebensmittelproduktion wird auch dazu führen, dass statistisch gesehen jeder dritte heutige Jugendliche bereits im Alter zwischen 30 und 40 Altersdiabetes mit all seinen Spätschäden, die die Lebensqualität massiv einschränken, entwickeln wird. Erstmals sinkt die Lebenserwartung bei dieser Generation wieder.

Die heute in den Industrieländern lebenden Jugendlichen gehören, was die Gesundheit anbelangt, zu einer Verlierergeneration. 

Deshalb müssen Eltern und Schulen darüber informiert werden, wie Gesundheitsschäden vermieden werden können und wie sich eine falsche Ernährungsweise schädlich auf Konzentrations- und Leistungsfähigkeit in der Schule auswirkt.

Christa Katzdobler zeigte anhand verschiedener biologischer Leistungskurven den Zusammenhang zwischen Ernährung und Konzentrationsfähigkeit. Sie verglich den menschlichen Körper mit einem Computer, der das am Vortag gespeicherte nur wiedergeben kann, wenn er an das Stromnetz angeschlossen ist oder der Akku voll ist. Das menschliche Gehirn kann Gelerntes nur abrufen, wenn genügend Energie in den Gehirnzellen vorhanden ist. Nach dem Aufstehen ist der Speicher in den Gehirnzellen leer. Ohne Frühstück sind die am Vortag gelernten Vokabeln nicht abrufbar.

Doch ebenso wichtig ist das Pausenbrot. Ohne Zwischenmahlzeit fällt die Leistungskurve stark ab und kann selbst nach einem Mittagessen nicht mehr so hoch ansteigen wie mit einer Zwischenmahlzeit am Vormittag.

Eine an der Universität Bamberg durchgeführte Studie, bei der Schulkinder gemeinsam frühstücken und eine gemeinsame  Zwischenmahlzeit einnehmen, zeigt bereits jetzt, dass die Leistung der teilnehmenden Schüler rapide steigt.

Kinder, die am Morgen noch nichts essen können, sollten wenigstens etwas trinken oder eine Kleinigkeit, wie zum Beispiel eine halbe Banane, zu sich nehmen.

Anhand des Lebensmittelkreises zeigte Frau Katzdobler welche Nahrungsmittel die Leistungskurve steigern und welche bremsen.

Frühstück und Pause sollten  Brot oder Semmeln, am besten aus Vollkorn und  ein Stück Obst oder Gemüse enthalten. Ein gewisser Fettanteil in der Nahrung ist notwendig, doch eine zu hohe Fettzufuhr bremst die Denkleistung.

Flüssigkeit ist notwendig, um die Wirkstoffe ins Gehirn zu transportieren. Am sinnvollsten wäre reines Wasser, mit Wasser verdünntes Apfelschorle oder selbst gemachter Tee ohne Zucker.

Frau Katzdobler erklärte, warum die industrielle Fertigung vieler anscheinend gesunder Lebensmittel dazu führt, dass der heutige Jugendliche überwiegend Zucker und Fett zu sich nimmt. Viele dieser  Lebensmittel sind aus so genanntem gepufftem Getreide hergestellt. Das klingt gesund. Gepufftes Getreide ist jedoch bereits chemisch zerlegt in Zuckermoleküle. Das bedeutet, Cornflakes zum Frühstück sind purer Zucker. In einem 150 Gramm Becher Fruchtjoghurt sind sieben Stück Würfelzucker enthalten, in einem fettarmen Fruchtjoghurt  neun Stück Zucker, in einem Becher Fruchtbuttermilch sogar 20 Stück. Auf der Verpackung stehen lediglich Kohlenhydrate. 15  Gramm Kohlenhydrate entsprechen 5 Stück Würfelzucker. Auch die meisten Getränke bestehen nur aus Wasser und Zucker. 1 Liter Limonade oder Cola enthält 63 Stück Zucker. Das Koffein im Cola bewirkt zusätzlich, dass der Zuckerspiegel im Blut noch steiler ansteigt und dann umso tiefer abstürzt. Außerdem schädigt Cola den Knochenaufbau. Phosphorsäure hemmt die Mineralienaufnahme. Reihenuntersuchungen zeigen bereits, dass bei immer mehr Kindern die Knochen brüchig werden.

Getränke mit Süßstoff führen zu Heißhunger. Früher mischte man Süßstoff den Schweinen ins Futter, damit sie mehr fressen und schneller schlachtreif werden.

Auch  im "gesunden" Apfel- oder Orangensaft steckt sehr viel Zucker in Form von Fructose. So enthält zum Beispiel  ein Liter "zuckerfreier" Apfelsaft 40 Würfel Zucker. Zuviel Fructose kann den Darm schädigen. Eine kleine Flasche Apfelschorle enthält noch 13 Stück Zucker.

Isst ein Schüler zum Frühstück zum Beispiel Cornflakes, in der Pause einen Müsliriegel, zum Mittagessen Fertigpizza und trinkt zwischendurch noch Eistee oder Limonade, so steigt seine   Leistungskurve jeweils sehr schnell stark an, sinkt aber kurz darauf genauso rapide wieder ab. Beim Anstieg des Zuckers werden die Schüler zappelig und überdreht, da die überschüssige Energie abgebaut werden muss, kurze Zeit später müde und ausgelaugt, da das  Insulin der Bauchspeicheldrüse den Zucker abgebaut hat. So ernährte Kinder können sich in der Schule nicht konzentrieren. Die schulischen Leistungen sinken. Zusätzlich führt dieses Auf und Ab des Blutzuckerspiegels zu Diabetes.

Bei Kindern mit entsprechender Erbanlage wird der überschüssige Blutzucker in Fett umgewandelt.

Nachdem Frau Katzdobler viele Fragen beantwortet hatte, gab sie den Eltern folgende Ratschläge mit auf den Weg:

Weißmehlprodukte und ballaststoffhaltige Lebensmittel bremsen den Übergang des Zuckers ins Blut und schonen die Bauchspeicheldrüse. Beim Einkaufen sollte man immer die Zutatenliste anschauen und möglichst oft unverarbeitete Lebensmittel zubereiten.

 

Cornelia Griesbeck

Frau Katzdobler und Stellvertretender Schulleiter Peter Werner
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