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Klasse 11 b in Berlin

eingestellt am: 04.11.2007

Ein äußerst vielseitiges und umfangreiches Programm hatten sich die Schüler der 11 b und ihre Begleitlehrkräfte, Frau OStRin Ulrike Eberl und Herr StR Matthias Edbauer, vorgenommen. Die Hinfahrt erfolgte mit der Deutschen Bundesbahn, so dass bereits die Ankunft ein atemberaubendes Erlebnis war, als der ICE in den neuen Berliner Hauptbahnhof einfuhr, der größte und modernste Kreuzungsbahnhof Europas, welcher mitten im Zentrum der Metropole an der Spree liegt.

 

Um sich von der politischen Bedeutung Berlins ein Bild zu machen gehört ein Besuch im Regierungsviertel und hier vor allem des Deutschen Bundestages dazu. Zunächst betrat die Reisegruppe über das Paul-Löwe-Haus das Innere des demokratischen Organs legislativer Macht. Hier empfing MdB Bartl Kalb die Gäste, der von der Arbeit eines Abgeordneten berichtete und in einem angeregten Gespräch viele Fragen der interessierten Besucher beantwortete. Den Abschluss bildete die Begehung der riesigen Glaskuppel des Reichstages, ein Meisterwerk des englischen Architekten Norman Foster sowie ein Vortrag in den Besucherrängen des Plenarsaales des Deutschen Bundestages. In unmittelbarer Nähe bestaunten die Reisenden das Brandenburger Tor, das in den Abendstunden mit effektvollen Lichtspielen beleuchtet war.

 

Höhepunte des historischen Besuchsprogramms bildeten das Stasimuseum im ehemaligen Hauptgebäude des "Ministeriums für Staatssicherheit" der DDR, wo sich die Wirtschaftsschüler von dem umfassenden Bespitzelungssystem, seiner Funktions- und gesellschaftlichen Wirkungsweise ein beeindruckendes Bild machen konnten. Nicht weniger erschütternd war das historische Material, das sich im Haus am Checkpoint Charlie präsentierte. Hier erfuhren viele Schüler erstmals anschaulich, welches Unrecht die 28-jährige Teilung der beiden deutschen Staaten für die Menschen bedeutete. In einen nachvollziehbaren Zusammenhang stellt das Museum das Unheil, welches das Hitler-Regime über Deutschland und die rassisch und politisch Verfolgten brachte: die mehr als fünf Millionen ermordeten Juden, von der die Holocaust-Gedenkstätte ein eindrucksvolles Zeugnis ablegt, und die hingerichteten Männer und Frauen des deutschen Widerstandes.

 

Für die Freunde spektakulärer Theatershows hielt das nächtliche Besuchsprogramm reservierte Plätze für die Multi-Media-Performance "Blue Man Group" im Theater am Potsdamer Platz bereit. Der Potsdamer Platz  vor Jahren noch die größte Baustelle Europas  strahlt mit seinen Hochhausbauten und gewagten architektonischen Ideen Eleganz und Esprit aus, vermittelt aber auch unermüdliche Betriebsamkeit, buchstäblich auf allen Etagen, sei es ebenerdig, in luftiger Höhe, wovon sich übrigens die "höhetauglichen" Schüler der Gruppe überzeugten, oder unterirdisch als Verkehrsknotenpunkt der U- und S-Bahnen. In eigener Regie durften die Jugendlichen tagsüber den Berliner Zoo, den Kurfürstendamm um das Gelände an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, den Alexanderplatz sowie den Heinrichplatz im Stadtteil Kreuzberg erkunden. Interessante Einblicke der anderen Art, nämlich in das Berliner Szene-Leben, bot eine alternative Führung an, die von zentralen Punkten des S-, U- und Trambahnnetz der Spreemetropole ausging.

 

Eine weitere, sehr aufschlussreiche Perspektive nahmen die Besucher ein, als sie auf einer ausgedehnten Spreefahrt einen hochinteressanten Querschnitt durch das mit pulsierendem Leben gefüllte, kulturhistorisch breitgefächerte architektonische Profil einer europäischen Metropole hautnah in Augenschein nehmen durften: Die Fahrt begann östlich des Schlossparks Bellevue und führte dann vorbei am Regierungsviertel, durch Belin-Mitte, an der Museumsinsel entlang, über die Mühlendamm-Schleuse bis zur Oberbaumbrücke im Osten der Stadt, schließlich schwenkte man wieder südlich in den Landwehrkanal, den man bis Kreuzberg befuhr, wo man an der Kottbusser Brücke anlegte. Hier zeigte sich die Stadt den staunenden und von dem fremden Flair verzauberten Gästen von einer ihrer multikulturellen Seite: An jenem Nachmittag findet regelmäßig der türkische Markt statt - orientalische Stoffe, Nahrungsmittel aller Art, Gewürze u. v. a. beflügelten den Betrachter zu der Vorstellung, sich auf einem Basar in Kleinasien, des Nahen Ostens oder Nordafrikas zu befinden. Erst der kurze Fußweg zur S-Bahn-Station Kottbusser Tor versicherte einen wieder allmählich der Tatsache, sich doch in einer okzidental verorteten Großstadt zu befinden.

 

Freilich gehört zu einem Berlinbesuch auch die von der Spree umflossene sog. Museumsinsel dazu. Hier sammeln sich in weltweit einzigartiger Weise bedeutende Museen für Architektur, Bildhauerei und Malerei von den alten Hochkulturen bis hinein ins 20. Jahrhundert. Hier beherrschen allerdings auch noch wie an vielen anderen Stellen der Stadt Großbaustellen das Gesamtbild. Dennoch durften die Deggendorfer Gäste beim Anblick des rekonstruierten Westteils des Pergamonaltars im gleichnamigen Museum erstaunt innehalten und dann die Freitreppe ehrfurchtsvoll hinaufschreiten, wo vor mehr als 2000 Jahren Götteropfer dargebracht wurden. Nicht minder faszinierend wirken u. a. noch das Ischtar-Tor und die nachgebaute Prozessionsstraße des einst so mächtigen antiken Babylon.

 

Auch Berlin, das urbane Kulturen-Ratatouille der Moderne, geht auf christliche Wurzeln im Mittelalter zurück, wovon sich die Jugendlichen nicht ohne Überraschung im Nikolaiviertel beim Besuch der beeindruckenden spätmittelalterlichen Nicolaikirche und ihrem nicht minder interessanten Inventar überzeugen konnten.

 

Berlin - das zeigte sich wieder einmal einer beeindruckten Klasse der Staatlichen Wirtschaftsschule - ist in der Tat eine Reise wert.

 

Von Matthias Edbauer


Zusätzliche Fotostrecke zum Archiveintrag:
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