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Max Mannheimer an der WS

eingestellt am: 10.03.2010

Entnommen aus PNP Deggendorf vom 10. März 2010

Holocaust-Überlebender schildert Grauen im Konzentrationslager

 

Reichskristallnacht, Deportation und das Grauen in den Konzentrationslagern - einer, der das noch selbst miterlebt hat, ist Dr. h.c. Max Mannheimer. Gestern hat er den neunten, zehnten und elften Klassen in der Staatlichen Wirtschaftsschule davon erzählt und ihre Fragen beantwortet.


1943 wurde Max Mannheimer mit seiner Familie von Ungarisch Brod über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Der Vater kommt nach rechts, wo die Älteren und Kranken landen. Der 22-jährige Max und seine jüngeren Brüder Ernst und Edgar werden in die linke Reihe geschickt, zu den Jungen und Kräftigen. Die Mutter, die Schwester und die Ehefrau sieht er nicht wieder. Nur er und sein jüngerer Bruder Edgar überleben den Holocaust.
Im Detail schilderte Mannheimer die ersten Stunden nach der Ankunft im Konzentrationslager: Die Todesrampe mit den Scheinwerfern, den SS-Leuten und Häftlingen in gestreifter Kleidung. Der Obersturmführer, der sich die Hände der Ankömmlinge zeigen lässt. Wer Schwielen hat, kann arbeiten und wird in die Baracken geschickt. Von 1000 Deportierten dieses Transports wurden 155 Männer und 63 Frauen zum Arbeitsdienst rekrutiert. „Die anderen wurden direkt zur Vergasung gebracht“, berichtete Mannheimer. Der 90-Jährige schildert den Alltag, der aus kräftezehrendem Arbeitsdienst, ständigem Hunger, Erschöpfung und Todesangst bestand. Hinrichtungen und Totschlag waren an der Tagesordnung. Wenn ein Häftling nur über Magenschmerzen klagte, wurde er erschlagen. Am Morgen nach seiner Ankunft denkt er an Selbstmord. Er will sich in den Elektrozaun werfen. Doch der Bruder hält ihn zurück: „Willst du mich alleine lassen?“, fragt er. „Ich war skeptisch, ob ich es überlebe, aber ich habe großes Glück gehabt“, erzählt er den Schülern. Am 30. April 1945 wurde er aus einem Zug in der Nähe von Tutzing von den Amerikanern befreit. „Nach 27 Monaten in einem sauberen Bett zu liegen, keine Angst mehr zu haben - das war etwas ganz Besonderes.“

 
Nach dem Krieg wollte er Deutschland verlassen. „Ich wollte nicht unter Menschen leben, die Menschen mit einer anderen Religion in die Gaskammer schicken“, erklärt er. Doch er lernt seine spätere zweite Frau kennen und bleibt. Nach deren Tod schreibt er seine Erinnerungen in dem Buch „Spätes Tagebuch“ auf. Seither besucht er Schulklassen, um ihnen als Zeitzeuge aus dieser Zeit zu berichten. „Freiheit und Humanität. Wenn man diese zwei Ziele verfolgt, kann so etwas nie wieder passieren“, ist er überzeugt.


Organisiert hat den Vortrag von Max Mannheimer an der Wirtschaftsschule der Lehrer Christoph Schneider.  – she (Foto: Binder)


Zusätzliche Fotostrecke zum Archiveintrag:
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Zeitzeuge Max Mannheimer bei seinem Vortrag




OStD Johann Riedl begrüßt den Zeitzeugen
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